Heute morgen sind wir relativ bald nach meinem letzten Eintrag aufgebrochen, nach Osten, genauer in Richtung Ketama, der heimlichen Hauptstadt des Rifs. Wir haben uns entschlossen, die berüchtigte N-2 zu nehmen, vor der in jedem Reiseführer (wegen aufdringlichen Haschischverkäufern) gewarnt wird und bei der Abfahrt noch gewitzelt, dass wir einfach mal mitzählen, wie oft wir unzweideutig auf Hasch „angesprochen“ werden. Angesprochen ist etwas übertrieben, im Regelfall läuft das so, dass jemand allein oder in einer kleinen Gruppe am Strassenrand steht und einem dann durch Gesten (meistens Victory-Zeichen, Hand zum Mund führen und mit der Hand nach unten wedeln) zu verstehen geben, dass man doch bitte anhalten und die überragende Qualität des einheimischen Produktes mit eigenen Augen bewundern solle.
Vorweg: Es waren 78 mal und normalerweise ist das auch mit einem Lächeln und einem abwehrenden Winken für beide Parteien zufriedenstellend erledigt. Zwischendrin wäre uns das Witzeln aber beinahe vergangen, als wir über ungefähr 40 Kilometer hinweg ziemlich massiv von einem roten 3er Golf mit litauischen Nummernschildern bedrängt wurden. 40 Kilometer sind auf einer schmalen, schlaglöchrigen Gebirgsstrasse, die sich streckenweise auf über 1600m hochschlängelt ziemlich lang ;)
Irgendwann haben die Jungs dann vor einer belebten Ortschaft mit Gendarmeriestation aufgegeben, mit 20 vor uns herzufahren oder vor unübersichtlichen Kurven stehenzubleiben. Alles in allem ein eher unerfreuliches Ereignis, vor allem weil wir der wirklich atemberaubenden Landschaft nicht die Aufmerksamkeit schenken konnten, die sie verdient hätte. Und ich war zeitweise ziemlich froh um unsere fahrende Festung.
A propos Nummernschilder: Es fällt schon auf, dass die, die am aggressivsten vorgehen, seltsame Nummernschilder haben. Uns ist zumindest ähnliches mit einem W123 mit holländischen Nummern und einem neueren Edelbenz mit augenscheinlich gefälschten (Falsche Schrifttart, lustige Stempel) Hamburger Kurzzeitkennzeichen passiert, alle aber mit marokkanisch aussehenden Fahrern. Die haben aber nur jeweils zweimal versucht, uns sanft (an den Strassenrand fahren und *winkwink*) zum Anhalten zu bewegen, die zwei „Litauer“ bleiben in ihrer Hartnäckigkeit ungeschlagen. ;)
Naja, was soll man sagen... Die Gerüchte über das Rif sind wahr und wenn einer eine Reise macht, dann kann er was erzählen ;) Wir haben uns in keinem Moment ernsthaft „unsicher“ gefühlt, eine unüberlegte Reaktion meinerseits war ausgeschlossen (auf gefährlicher Gebirgsstrasse rasen oder selbst drängeln), tierisch nervig wars trotzdem und die Hupe ist mein neuer Freund. Am Anfang der Tagesetappe hab ich mich gewundert, warum in beinahe jeder Ortschaft feste Polizei-Kontrollpunkte mit Schranke installiert sind – jetzt weiss ichs. Für andere Reisende: Kurz hinter Bab Taza haben wir die zwei das erste Mal gesehen (sie kamen uns entgegen), kurz vor Bab Berred haben sie uns dann wieder verlassen. Ab Targuist gab es keine einzige „Ansprache“ mehr.
Landschaftlich ist das Rif wirklich absolut sehenswert und aus vielen gelesenen Reiseberichten weiß ich, dass das Vorgefallene nicht die Regel ist. Wir hatten wohl einfach nur Pech.
Wir stehen heute Nacht ein paar Steinwürfe östlich von Al Hoceima, allein in einem Eukalyptuswald an einem menschenleeren Traumstrand mit Blick auf Peñón de Alhucemas.
Bitte keine Sorgen, uns geht's hervorragend ;)
Bis bald,
J,T & S
Ahja, vor lauter Aufregung fast vergessen: Zum Abschluss des Tages gabs noch nen neuen Dieselschlauch, alte Stelle, diesmal stahlummantelter Schlauch, vielleicht hälts ja diesmal etwas länger. Gut, dass das nicht ein paar Stunden früher passiert ist. ;)
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Kommentare
Neueste Eindrücke
hallo ihr drei lese und sehe mit Begeisterung eure Seiten freu mich schon auf mehr.
weltenbummler
bin bei martin und sehe mit grossen augen wo ihr seid passt auf euch auf und bleibt mir gesund ich hoffe ihr habt gut zu essen --- tatra sieht etwas dürr aus ich hoffe ihr nicht
bussi mama
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